Das Rätsel des Balsthaler Wappens – Ursprung und Bedeutung
Auf den ersten Blick wirkt das Balsthaler Wappen mit seinen zwei ineinander verschlungenen Schlangen rätselhaft: Weder hat der Name des Dorfes etwas mit Schlangen zu tun, noch führten frühere Herren Schlangen in ihren Wappen. Eine Vermutung könnte auf die im Jura vorkommenden Vipern und Schlangen abzielen – doch die wahre Bedeutung liegt tiefer.
Ein Blick auf die Wappen der Nachbargemeinden offenbart eine auffällige Gemeinsamkeit. So zeigt das Wappen von Laupersdorf keine Schlangen, sondern die Zahl 8, und die Wappen von Matzendorf, Aedermannsdorf, Herbetswil und Welschenrohr tragen jeweils einen Winkel in variierenden Formen und Farben. Diese Gemeinsamkeiten werfen die Frage auf: Was bedeuten die „8“ und der Winkel?
Die Lösung fand sich in einem historischen Dokument: Ein Schreiben des Vogtes auf Falkenstein aus dem Jahr 1689. Damals stellte das Thal in der solothurnischen Milizarmee die 4. und 5. Kompanie des zweiten Regiments. Die Zahl 4 wurde oft als unten offene 8 dargestellt, die Zahl 5 in der Form eines Winkels (ähnlich einer heutigen 7). Diese Zahlzeichen prägten die Fahnen, unter denen sich die Mannschaften der Dörfer versammelten.
Als die Gemeinden in der Zeit der Helvetik eigenständig wurden und begannen, Wappen zu gestalten, griffen sie auf diese historischen Symbole zurück. Doch im Laufe der Zeit geriet deren Bedeutung in Vergessenheit, und man versuchte, den Emblemen einen neuen Sinn zu geben. So wurde in Balsthal die offene 8 zu zwei ineinander verschlungenen Schlangen umgedeutet.
Auch die Farben des Wappens könnten ihren Ursprung in der Geschichte haben: Die führende Untervogtsfamilie Brunner trug in ihrem Familienwappen einen silbernen Brunnen auf blauem Grund – eine Verbindung, die sich möglicherweise im Gemeindewappen widerspiegelt.
Das Balsthaler Wappen ist somit nicht nur ein Symbol des Ortes, sondern auch ein Zeugnis historischer Zusammenhänge und kreativer Interpretation.